Über Linz
An der Donau gelegen, ist Linz die Hauptstadt des Bundeslandes Oberösterreich und mit 190.000 BewohnerInnen nach Wien und Graz die drittgrößte Stadt Österreichs. Den Siedlungsgürtel rund um die Stadt dazugerechnet, leben gute 250.000 Menschen im Großraum Linz. Die Stadt bietet rund 200.000 Arbeitsplätze, zu denen werktäglich etwa 90.000 Menschen von auswärts einpendeln. Keine andere österreichische Großstadt hat einen derartigen Überhang an Arbeitsplatzen im Verhältnis zur Stadtbevölkerung.Linz ist eine industriell geprägte Stadt mit barockem Kern und zahlreichen Sakralbauten, darunter mit dem Mariendom die größte Kirche Österreichs. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt von der Industrialisierung erfasst. Entstanden ist ein wirtschaftlich erfolgreicher, moderner Lebensraum mit vielen Qualitäten, geprägt durch die einzigartige Symbiose von Kultur, Natur und Industrie.
Zahlreiche Kulturlandschaften und besonders sehens- und lebenswerte Orte sind von der Landeshauptstadt aus schnell erreichbar. Im Norden der Stadt beginnt das sanfte und reich bewaldete Mühlviertel, von wo aus der Weltkulturerbeort Cesky Krumlov/Krumau in greifbarer Nähe ist. Südlich von Linz liegt Sankt Florian mit dem berühmten Stift, nur wenig weiter ist es in die mit Linz durchaus seelenverwandte historische Industriestadt Steyr. Eine gute Autostunde ist das Salzkammergut mit seinen zahlreichen Seen und Bergen entfernt.
Industrielle Prägung
Die Gründung des ersten Metall verarbeitenden Großbetriebs, der Linzer Schiffswerft, geht auf 1840 zurück. Wenig später folgte der deutsche Lokomotivenbauer Krauss. Zudem war Linz ein wichtiger Textilindustriestandort. Industrie- und Bevölkerungsentwicklung gingen Hand in Hand. War Linz 1850 noch ein beschauliches Städtchen mit 26.600 EinwohnerInnen, so lebten zwanzig Jahre später schon knapp 50.000 Menschen in Linz, das bis Anfang der 1970er-Jahre nicht zu wachsen aufhörte. Bis heute ist der Linzer Donauhafen an der wichtigsten europäischen Wasserstraße Rhein-Main-Donau-Kanal der größte Österreichs und im oberen Donaubereich.Nationalsozialismus und Besatzungszeit
Zur Stahlstadt wurde Linz im Nationalsozialismus. 1938 wurde der gigantische Stahl und Rüstungsbetrieb „Reichswerke Hermann Göring“ im südlichen Stadtgebiet errichtet, dem unter anderem das Dorf Sankt Peter zum Opfer fiel und der zum Grundstein für die spätere Voest und die nahegelegene Linzer Chemieindustrie wurde. Zur Unterbringung der arbeitenden Tausendschaften entstanden ganze neue Stadtteile wie der Bindermichl, der Spallerhof und die Neue Heimat. Und nicht nur das: Auf Linzer Boden standen auch drei Außenlager des nahe gelegenen Konzentrationslagers Mauthausen, die der Rüstungsindustrie ZwangsarbeiterInnen zuführten. Hitler hatte Linz – wo er zur Schule gegangen war – zu seinem Alterssitz erkoren und wollte die Stadt zu einer Kulturmetropole mit kolossalen Bauten und der weltgrößten Kunstsammlung machen. Für Letztere betrieben die Nazis europaweit systematischen Kunstraub. Von den weit gediehenen architektonischen Planungen wurden die Nibelungenbrücke, die den Hauptplatz nach Norden abschließenden Brückenkopfgebäude und zahlreiche Wohnbauten realisiert. Nach dem Krieg sorgten große Flüchtlingsströme für eine weitere Bevölkerungsexplosion, die von Linz erst in den späten 1980ern städtebaulich und infrastrukturell endgültig bewältigt wurde. 1951, als die Stadt noch in eine sowjetische (nördlich der Donau) und eine US-amerikanische Besatzungszone geteilt war, wurden bereits knapp 185.000 LinzerInnen gezählt.Kultureller Aufbruch
Seit 1966 ein Vorläufer der heutigen Johannes Kepler Universität gegründet wurde, ist Linz eine Universitätsstadt. Als solche kann sie sich auch auf die Kunstuniversität Linz, die Anton Bruckner Privatuniversität, eine Katholisch-Theologische Privatuniversität und zwei Pädagogische Hochschulen berufen.Über Jahrzehnte hinweg war Linz als staubige und provinzielle Industriestadt mit sprichwörtlich schlechter Luft national wie international nicht gut angeschrieben. Ab den späten 1970er-Jahren begann die Stadt gegenzusteuern: mit strengen Umweltauflagen für die Industrie einerseits und mit einer konsequenten Kulturpolitik andererseits. 1974, als es noch Mut erforderte, in der damals verschrienen Altstadt zu wohnen, eröffnete das von Heikki Sirén entworfene Brucknerhaus an der Donau. Das eng mit dem Haus verbundene Bruckner Orchester Linz ist ein weltweit renommierter Klangkörper oberösterreichischer Provenienz. Internationales Aufsehen erregten die von der Kunstuniversität ausgehenden Ausstellungen forum metall 1977 und forum design 1980. 1979 fand das erste, visionäre Ars Electronica Festival statt, das auch im Jahr seines dreißigsten Geburtstags eines der weltweit bedeutendsten Ereignisse auf dem Feld der digitalen Künste und Technologien geblieben ist. Mit dem Festival entstand auch die Linzer Klangwolke, die seither mit dem Internationalen Brucknerfest zu den Fixpunkten im jährlichen Kulturkalender zählt.
Das Ars Electronica Festival sollte zum Kristallisationspunkt für das neue Linzer Kulturverständnis werden. Angesichts der Lage zwischen Salzburg und Wien versuchte Linz erst gar nicht, auf dem Feld der traditionellen bürgerlichen Hochkultur mit diesen beiden Weltkulturstädten in Konkurrenz zu treten. Stattdessen verschrieb sich die städtische Kulturpolitik einer gegenwartsorientierten, experimentierfreudigen und im Sinne des Postulats der „Kultur für alle“ möglichst niederschwellig zugänglichen Kunst und Kultur. Die Stadtverwaltung selbst schuf mit dem internationalen Pflasterspektakel und dem LinzFest zwei ebenso erfolgreiche wie populäre Festivalformate und mit der Stadtwerkstatt eroberte sich die alternative Kulturszene ihren eigenen Ort. Dort wie auch im Kulturzentrum Kapu entstand eine vitale Musikszene, die Linz in den frühen 1980ern zu einer Hochburg der Underground-Musik machte. Die jungen Wilden unter den Linzer Theaterbegeisterten installierten das Theater Phönix, das seit 1989 eine angesehene freie Mittelbühne neben dem Landestheater Linz ist. Seit 1993 findet das von AktivistInnen der freien Kulturarbeit initiierte Festival der Regionen biennal als dezentrales Festival ortsbezogener Kunst und Kultur an wechselnden Schauplätzen in ganz Oberösterreich statt. Zum Ars Electronica Festival entstand das Ars Electronica Center als „Museum of the Future“. 2002 erlebten Kinder und junge Erwachsene das erste internationale Theaterfestival Schäxpir, das alle zwei Jahre stattfindet und zeitgenössisches Kinder- und Jugendtheater bietet. 2003 übersiedelte die städtische Kunstsammlung in den markanten Neubau Lentos Kunstmuseum Linz ans Donauufer und seit 2004 bietet Linz mit dem Crossing Europe Filmfestival ein erstklassiges Festival des jungen europäischen Films. Ein neues Musiktheater, das 2012 eröffnet werden soll, ist gegenwärtig in Bau.
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