Programm Projekte
Der Bereich Projekte umfasste alle Programme außerhalb des Feldes Musik und Darstellende Kunst. Seit Herbst 2008, während des Kulturhauptstadtjahres und bis in die ersten Wochen des Jahres 2010 hinein gehörten Ausstellungen in den Linzer Kultureinrichtungen und im öffentlichen Raum zu den permanenten Angeboten von Linz09.Das Lentos Kunstmuseum war mit der Ausstellung BEST OF AUSTRIA, MESOPOTAMISCHE ERZÄHLUNGEN und SEE THIS SOUND am Programm von Linz09 beteiligt. Im Stadtmuseum Nordico waren im Laufe des Jahres zwei Ausstellungen zu sehen: Zu Beginn ZAUBERKÜNSTE, als Beitrag zur „magischen Seite“ der Stadt, ab Juni 2009 die Ausstellung LINZ. STADT IM GLÜCK mit der Thematisierung der Linzer Stadtentwicklung in den letzten dreißig Jahren. Das StifterHaus widmete die Ausstellung NUR DURCHGEREIST den Beobachtungen zahlreicher literarischer Persönlichkeiten und deren ambivalenten Kommentaren zu und über Linz. Die Landesgalerie konnte mit der Ausstellung TOULOUSE-LAUTREC: DER INTIME BLICK einen publikumswirksamen Beitrag liefern. Zur Eröffnung des neuen Südflügels des Schlossmuseums wurde die Ausstellung DAS GRÜNE BAND EUROPAS gezeigt, die bis Mitte Januar 2010 einen stark beachteten Beitrag zur zwanzigsten Jahresfeier des Falls des Eisenen Vorhangs in das Programm der Kulturhauptstadt einbrachte. Im Herbst 2009 thematisierte die Landesgalerie mit der Aus¬stellung DER „FALL“ FORUM DESIGN ein besonderes Kapitel der Linzer Kulturgeschichte. Neben der Ausstellung HÖHENRAUSCH, die mit über 270.000 BesucherInnen die kühnsten Erwartungen an eine zeitgenössische Kunstschau übertraf, bespiele auch ähnlich erfolgreich 80+1. EINE WELTREISE den öffentlichen Raum ähnlich erfolgreich.
Eine wesentliche Programmschiene von Linz09 war die vielfältige Auseinandersetzung mit der jüngeren Zeitgeschichte der Stadt. Zahlreiche Projekte, auch im Bereich Musik und Darstellende Kunst, thematisierten das ganze Jahr über die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit. Die Orte der Vernichtung bei Linz, etwa Mauthausen und Gusen, waren Gegenstand zweier Symposien. DAS UNSICHTBARE LAGER verschaffte einen besonderen Einblick in die Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten. Am meisten diskutiert wurden die Projekte IN SITU und UNTER UNS. Am Ende des Jahres gab die Ausstellung BIBLIOTHEK DER GERETTETEN ERINNERUNGEN Einblick in die Vielfalt jüdischen Lebens in Europa vor dem Holocaust.
Nicht nur das Zentrum der Stadt, auch die Stadtteile und die Region sollten durch Linz09 bespielt werden. BELLEVUE lockte zwischen Juni und September 2009 zahlreiche Menschen aus der ganzen Stadt in die Stadtteile Bindermichl und Spallerhof. Ein temporär auf der Autobahn-Überplattung errichtetes gelbes Haus war die beim lokalen Publikum hoch beliebte Plattform für zahlreiche Stadtteilkultur-Projekte. Dieses Projekt ergänzte und erweiterte glänzend das ganzjährige Programm des KULTURHAUPTSTADTTEIL DES MONATS. In jedem Monat stand ein anderer Linzer Stadtteil im Mittelpunkt. Ottensheim, Wels und das Mühlviertel waren die Schauplätze der regionalen Linz09-Projekte KULTURBADEN, WHAT YOU REALLY NEED und WEGZEIT.
Entsprechend dem weiten Kulturbegriff von Linz09 unternahm die Programmgestaltung den Versuch, Projekte an der Schnittstelle zu Politik, Wissenschaft und Geschichte zu realisieren. Beispielhaft sei hier der KEPLER SALON genannt. Im Wohnhaus von Johannes Kepler im Zentrum der Stadt fand hier ganzjährig ambitionierte Wissensvermittlung statt.
Besondere Aufmerksamkeit erfuhr die SUBVERSIV MESSE, während der sich im klassischen Messeformat subversive politische Strategien in der Hafenhalle09 präsentieren konnten. Die mediale Aufmerksamkeit für diese Messe war besonders stark, ebenso für ein weiteres Projekt von Social Impact: KOMMEN UND GEHEN. An 36 Ortseinfahrten von Linz wurden Ortstafeln aufgestellt, die den Namen der Stadt in unterschiedlichen Sprachen mit deren Schriftzeichen ankündigten. Durch weitere Projekte wie KULTURLOTSINNEN, HAFEN DER SEHNSUCHT und BIBLIOTHEK DER HUNDERT SPRACHEN leistete das Programm von Linz09 einen Beitrag dazu, dass sich auch ausländische MitbürgerInnen in der Stadt Linz mit dem Europäischen Kulturhauptstadtjahr identifizieren konnten.
Die Dichte und Vielfalt des Programms und der bewusst einfach und preiswert gestaltete Zugang bewirkte, dass Linz09 BesucherInnen weit über das klassische Kulturklientel hinaus erreichte. Politisch Interessierte konnten mit den REBELLINNEN durch Bustouren Schauplätze sozialer Auseinandersetzung in Linz neu entdecken. Naturkundlich Interessierte konnten im Programm NACH LINZ HINAUS das Zusammenspiel von Natur, Kultur und Industrie der Stadt kennen lernen. Kinder und Eltern konnten sich im KINDERPUNKT09 das vielfältige Programm für Kinder im Rahmen von Linz09 erschließen. AnhängerInnen des Brauchtums fanden im über drei Wochen lang geöffneten BRAUHAUS traditionelle und innovative Programme der oberösterreichischen Volkskultur. Dazu passend erforschten lokale Blasmusikkapellen im Rahmen des Projekts HOLZ&BLECH die Stadtgeschichte und spielten Neukompositionen.
Das Programm der europäischen Kulturhauptstadt sollte sich nicht nur am Input für das lokale Kulturgeschehen messen lassen. Ein weiterer Schwerpunkt waren insofern Projekte, die die Vernetzung des örtlichen und regionalen Geschehens mit Europa ermöglichten. So wurden mit Vilnius 2009 trotz organisatorischer und budgetärer Schwierigkeiten siebzehn gemeinsame Projekte, vor allem im Bereich Musik und Literatur, in der litauischen Kultur¬haupt¬stadt realisiert. Dazu zählten Austauschprojekte der Anton Bruckner Privatuniversität und der Musikschule und eine Reihe von literarischen Programmpunkten im StifterHaus. Die LINZ EUROPA TOUR 2007−2009 wirkte als europäisches Netzwerk-Projekt schlechthin. Das Thema Europa war im Programm von Linz09 das ganze Jahr über präsent: vom Filmfestival CROSSING EUROPE über das LINZFEST09 mit der Einladung an alle vergangenen und zukünftigen Kulturhauptstädte bis zur Volkshochschul-Vortragsreihe EUROPA – DIE DEMOKRATISCHE HERAUSFORDERUNG. Ein Linz09-Projekt wagte im Frühjahr 2009 einen ungewöhnlichen und innovativen Blick auf Europa. In einem sechswöchigen Theater-, Musik-, Tanz- und Literatur-Festival präsentierten sich unter dem Titel EXTRA EUROPA drei europäische Länder, die wenig, aber doch eines gemeinsam haben. Weder die Schweiz noch die Türkei noch Norwegen sind Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Sie aber standen in der Kulturhauptstadt Europas im Zentrum eines Projekts, dessen Auftakt sich den politischen und gesellschaftlichen Fragen der Mitgliedschaft in der EU widmete.
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