Ruhepol Centralkino
Im Rahmen von Hörstadt
Copyright: Linz09
Der Ruhepol Centralkino im Haus Landstraße 36 bot bis November 2009 einen idealen Rückzugsort mitten in der Stadt.
Mit dem Ruhepol Centralkino griff HÖRSTADT auf Vorschlag des Wiener Stadtforschers und Akustikhistorikers Peter Payer eine Idee des frühen zwanzigsten Jahrhunderts auf. Schon vor fast hundert Jahren verwirklichte der Arzt R. Sommer in Dresden eine Ruhehalle, die von den BesucherInnen der Hygiene-Ausstellung rege frequentiert wurde.
Das historische Vorbild der öffentlichen Ruhehalle wollte vor allem beruhigend auf die durch zunehmenden Lärm und Beschleunigung des Alltags „nervös“ gewordenen und überreizten Großstädter einwirken. Auch Hörstadt war daran gelegen, dem Gehör im urbanen Raum einen Freiraum zu öffnen und das akustische Elementarereignis Stille in einem nicht-religiösen Zusammenhang erlebbar zu machen. Der Bedarf und das Interessen am Ruhepol wurde durch die 28.000 BesucherInnen belegt.
Der Schauplatz war ein Ort mit wechselvoller Geschichte: Die Hausnummer Landstraße 36 bezeichnete einst das Hotel Schiff, in dem sich während des Bürgerkriegs im Februar 1934 austrofaschistische Staatsgewalt und republikanische Widerstandskämpfer blutige Feuergefechte lieferten. Später beherbergte der Gebäudekomplex neben der Landeszentrale der SPÖ Oberösterreich das Centralkino, das für Generationen von Linzer FilmliebhaberInnen cineastische Begegnungsstätte war und dem innerstädtischen Kinosterben bis nach 2000 trotzte.
Die architektonischen Maßnahmen von Roland Gnaiger, Richard Steger, Tobias Hagleitner, Gunar Wilhelm (Die Architektur/Kunstuniversität Linz) beschränkten sich auf eine zurückhaltende Überarbeitung des Bestandes, eine Aneignung des vorgefundenen Raumes, die dessen sinnliche Qualitäten neu geordnet und erfahrbar gemacht haben.
Der Ruheraum selbst befand sich im ehemaligen Kinosaal. Dessen seitliche Ausgänge zum Foyer wurden verschlossen. Stattdessen wurde der Logengang des ursprünglichen Kinobaus reaktiviert und als Zugangsebene nutzbar gemacht. Die beiden Rundräume in den rückseitigen Ecken des Gebäudes waren mit Noppenschaum in warmer Farbe eingekleidet und hell beleuchtet. So wurden sie zu anziehenden Übergangsgelenken zwischen Foyer und Ruhesaal und dienten gleichzeitig als akustische Puffer.
In den Foyerbereichen wurde die Einrichtung des Kinobetriebs aus den 1980er-Jahren entfernt. Die darunter liegenden Strukturen – zum Teil Originalausstattung aus dem Errichtungsjahr 1909 – wurden freigelegt und durchgängig mit schilfgrüner Farbe überzogen. Als Raum im Raum zog sich nun ein heller Vorhangkokon durch diese farblich veredelte Rohsubstanz. Hier konnte an kleinen Tischen Tee getrunken, bei Gespräch oder Lektüre verweilt werden. Im Innern des Saals war Holz das sinnlich beruhigende Gestaltungsmittel. Ein lockeres Gewebe aus Sperrholzplatten hing vor den Wände des Bestands. Hoch oben ließ ein Fensterkasten einen gebündelten Strahl Tageslicht einströmen. Mit einem Höhenunterschied von knapp einem Meter zur Logenebene wurde der Boden zur Landschaft aus Holz mit Geländestufen und geböschten Niveausprüngen, in denen Anhäufungen von Sitzsäcken zum Sitzen, Liegen und In-den-Raum-lauschen einluden.
Im November 2009 stand der RUHEPOL CENTRALKINO als Trauerzeitraum im Rahmen des FESTIVAL 4020 GOTT zur Verfügung. Im öffentlichen, aber immer geborgenen und säkularen Ambiente des Ruhepol Centralkino standen erfahrene AnsprechpartnerInnen den Trauernden bei.
WAS // Ruhepol
WO // Ruhepol Centralkino: Landstraße 36, 4020 Linz
WANN // 29.November 2008 - 21.November 2009
Copyright: Linz09
Mit dem Ruhepol Centralkino griff HÖRSTADT auf Vorschlag des Wiener Stadtforschers und Akustikhistorikers Peter Payer eine Idee des frühen zwanzigsten Jahrhunderts auf. Schon vor fast hundert Jahren verwirklichte der Arzt R. Sommer in Dresden eine Ruhehalle, die von den BesucherInnen der Hygiene-Ausstellung rege frequentiert wurde.
Das historische Vorbild der öffentlichen Ruhehalle wollte vor allem beruhigend auf die durch zunehmenden Lärm und Beschleunigung des Alltags „nervös“ gewordenen und überreizten Großstädter einwirken. Auch Hörstadt war daran gelegen, dem Gehör im urbanen Raum einen Freiraum zu öffnen und das akustische Elementarereignis Stille in einem nicht-religiösen Zusammenhang erlebbar zu machen. Der Bedarf und das Interessen am Ruhepol wurde durch die 28.000 BesucherInnen belegt.
Der Schauplatz war ein Ort mit wechselvoller Geschichte: Die Hausnummer Landstraße 36 bezeichnete einst das Hotel Schiff, in dem sich während des Bürgerkriegs im Februar 1934 austrofaschistische Staatsgewalt und republikanische Widerstandskämpfer blutige Feuergefechte lieferten. Später beherbergte der Gebäudekomplex neben der Landeszentrale der SPÖ Oberösterreich das Centralkino, das für Generationen von Linzer FilmliebhaberInnen cineastische Begegnungsstätte war und dem innerstädtischen Kinosterben bis nach 2000 trotzte.
Die architektonischen Maßnahmen von Roland Gnaiger, Richard Steger, Tobias Hagleitner, Gunar Wilhelm (Die Architektur/Kunstuniversität Linz) beschränkten sich auf eine zurückhaltende Überarbeitung des Bestandes, eine Aneignung des vorgefundenen Raumes, die dessen sinnliche Qualitäten neu geordnet und erfahrbar gemacht haben.
Der Ruheraum selbst befand sich im ehemaligen Kinosaal. Dessen seitliche Ausgänge zum Foyer wurden verschlossen. Stattdessen wurde der Logengang des ursprünglichen Kinobaus reaktiviert und als Zugangsebene nutzbar gemacht. Die beiden Rundräume in den rückseitigen Ecken des Gebäudes waren mit Noppenschaum in warmer Farbe eingekleidet und hell beleuchtet. So wurden sie zu anziehenden Übergangsgelenken zwischen Foyer und Ruhesaal und dienten gleichzeitig als akustische Puffer.
In den Foyerbereichen wurde die Einrichtung des Kinobetriebs aus den 1980er-Jahren entfernt. Die darunter liegenden Strukturen – zum Teil Originalausstattung aus dem Errichtungsjahr 1909 – wurden freigelegt und durchgängig mit schilfgrüner Farbe überzogen. Als Raum im Raum zog sich nun ein heller Vorhangkokon durch diese farblich veredelte Rohsubstanz. Hier konnte an kleinen Tischen Tee getrunken, bei Gespräch oder Lektüre verweilt werden. Im Innern des Saals war Holz das sinnlich beruhigende Gestaltungsmittel. Ein lockeres Gewebe aus Sperrholzplatten hing vor den Wände des Bestands. Hoch oben ließ ein Fensterkasten einen gebündelten Strahl Tageslicht einströmen. Mit einem Höhenunterschied von knapp einem Meter zur Logenebene wurde der Boden zur Landschaft aus Holz mit Geländestufen und geböschten Niveausprüngen, in denen Anhäufungen von Sitzsäcken zum Sitzen, Liegen und In-den-Raum-lauschen einluden.
Im November 2009 stand der RUHEPOL CENTRALKINO als Trauerzeitraum im Rahmen des FESTIVAL 4020 GOTT zur Verfügung. Im öffentlichen, aber immer geborgenen und säkularen Ambiente des Ruhepol Centralkino standen erfahrene AnsprechpartnerInnen den Trauernden bei.
WAS // Ruhepol
WO // Ruhepol Centralkino: Landstraße 36, 4020 Linz
WANN // 29.November 2008 - 21.November 2009
Presseinformationen zu Ruhepol Centralkino
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