Kopfstand09: TwixtVille – Eine Stadt, die zwar geplant, aber nie gebaut wurde

Twixtville
18.11.2008

In einer Kopfstand09-Veranstaltung am 17. November 2008 klärten Time’s Up und Linz09 auf, warum TwixtVille, ein Projekt von Time’s Up, im Kulturhauptstadtjahr trotz vieler Bemühungen und Anstrengung nicht verwirklicht werden kann.

TwixtVille wäre die konsequente Weiterführung der Arbeiten von Time’s Up gewesen: eine interaktive, medial angereicherte Großrauminstallation, die in einem urbanen Gefüge Wohn-, Arbeits- und Erholungsraum mit einem Angebot an Freizeitgestaltung an einem Ort vereint. Ebenso wäre TwixtVille ein Umschlagplatz für Ideen und Auseinandersetzung gewesen, eine Diskussionsplattform mit Symposien, Workshops, Festivals und Parties. Auf einer Fläche von ca. 2.000 m² sollte für fünf Monate eine für ein Publikum zugängliche Welt geschaffen werden, mit dem Anspruch, interaktiv erlebbar zu sein. Als Basis für TwixtVille diente eine fiktive Erzählung über die Stadt selbst. So wurde z. B. mit einem Aufruf zu einem Casting in der Presse eine Fernsehproduktion vorgetäuscht. TwixeVille sollte Spuren in der „tatsächlichen“ Realität hinterlassen.

30 Monate wurde an dem Projekt gearbeitet. Diesen Herbst entschieden Time’s Up und Linz09 wohlüberlegt, die Arbeiten für TwixtVille definitiv einzustellen. Der Grund dafür war, dass trotz intensivster Bemühungen in der wirtschaftlich äußerst dynamischen Stadt Linz kein geeigneter industrieller Leerstand als Spielort aufzufinden war. Über 40 mögliche Locations wurden geprüft. Die eine oder andere Option zerschlug sich kurzfristig. Daraus ergab sich in der Folge ein Zeitproblem. Auf Basis des Projektstandes und den bereits vorliegenden Arbeits- und Forschungsergebnissen wurde unter dem Arbeitstitel „PIER 27“ über andere Realisationsmöglichkeiten nachgedacht. Insbesondere die Kosten für die auch bei kürzerer Betriebsdauer notwendige architektonische Hülle führten auch hierbei zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis, bei dem Aufwand und Ertrag in einem günstigen Verhältnis zueinander gestanden wären.

Die beiden Projektpartner bedauern diese Situation außerordentlich. Ein Film dokumentiert die andächtige Seebestattung, in der Time’s Up sein Projekt im wahrsten Sinne des Wortes zu Grabe trug. Martin Heller, Intendant von Linz09, war von der Grundidee von TwixtVille von Anfang an überzeugt und brachte Time’s Up großes Vertrauen entgegen. TwixtVille wollte Realitäten widerspiegeln. Die Realität des Scheiterns ist nun dem Projekt selbst in den Rücken gefallen. Was bleibt, ist ein großer Fundus an Erfahrungen, entwickelten Interfaces, Objekten und ein erweitertes Netzwerk: eine gute Ausgangsbasis für Time’s Up, die bereits geschaffenen Inhalte weiterzuentwickeln in neuen experimentellen Situationen.