Kopfstand 09: Sehen, wie die Stadt klingt

Anna-Lena Kornfeld
Anna-Lena Kornfeld
04.09.2008

Wie lassen sich die Geräusche einer Stadt kartieren und grafisch darstellen? Dieser Frage widmete sich am 1. September der jüngste Veranstaltung der Reihe „Kopfstand09“.

Ortsbeschreibung eines Nicht-Ortes


Laut Peter Androsch, dem Leiter des Bereiches Musik bei Linz09, ist die kartografische Visualisierung der hörbaren urbanen Umwelt eine anspruchsvolle weil komplexe „Ortsbeschreibung eines Nicht-Ortes“. Nicht von ungefähr gab es bislang keine plausible wissenschaftliche Methode zur Visualisierung von städtischen Geräuschkulissen. Ausnahme sind Lärmkataster, die lediglich eine grobe Abbildung der Verkehrshäufigkeit darstellen. Die in Hamburg lebende Geografin Anna-Lena Kornfeld hat sich nun als Erste aus wissenschaftlicher Sicht diesem Phänomen genähert und wie es scheint eine überzeugende Lösung gefunden. Vor versammeltem Kopfstand-Auditorium präsentierte Anna-Lena Kornfeld am 1. September ihre Ergebnisse.

Diplomarbeit in der Hamburger Schanze


Im Rahmen ihrer Diplomarbeit „Soundslike“ hat Anna-Lena Kornfeld die Geräuschkulisse eines lebendigen innerstädtischen Hamburger Viertels, des Schanzenviertels, aufgezeichnet und kartografisch visualisiert. Die Besonderheit daran: Die Geografin hat dabei nicht nur wie bei herkömmlichen „Lärmmessungen“ üblich die Dezibel, sondern auch die Frequenzen der unterschiedlichen Geräuschquellen gemessen, im Anschluss quantitativ und qualitativ ausgewertet und in einem so genannten Sound-Mapping dargestellt. In diesem wurden auch die einzelnen Geräusche (Straße, S-Bahn, Passanten, Gastronomie) in ihrer tageszeitlichen Dynamik sichtbar gemacht. Dabei untersuchte und kombinierte Anna-Lena Kornfeld verschiedenste Visualisierungsmethoden (3D-Animationen, Notationssystem, Isophone etc.). „Die klassische Kartografie hat hier bei Weitem nicht ausgereicht“, so Anna-Lena Kornfeld, die seit dem Frühjahr 2008 an einem interdisziplinären Forschungsprojekt an der Hafen City Universität Hamburg arbeitet.

Bedeutung der Visualisierung von Akustik


Dass die junge Wissenschafterin mit ihrer Arbeit Neuland betritt, ist ihr bewusst. Dass sie damit bei den Ämtern ihrer Stadt keine Begeisterungsstürme ausgelöst hat, auch. „Mit meinem Projekt will ich eine Daten-Grundlage schaffen für spätere Entwicklungen – wenn es darum geht, Städte bewusst harmonischer und bewohnerfreundlicher zu gestalten, was die Akustik betrifft. Aber das Bewusstsein dafür ist auf behördlicher Seite noch nicht wirklich ausgeprägt“, so Anna-Lena Kornfeld.

Nähere Informationen zu Soundslike, darunter einige Soundmaps, finden sich unter www.acoustic-geography.com