Kopfstand 09 über integrative Kunst und Kultur
Hellena Harttung, Ulrich Fuchs, Elisabeth Braun
Am 24. Juni stand der „Kopfstand 09“ ganz im Zeichen des Integrativen Kulturfestivals „sicht:wechsel“.
Zu Gast war Hellena Harttung vom Bremer Atelier Blaumeier. Seit 21 Jahren existiert in Bremen das Atelier Blaumeier, ein integratives Kunstprojekt, das sich auf den Gebieten Theater, Musik, Malerei und Maske mit der künstlerischen Arbeit von behinderten und nicht-behinderten Menschen beschäftigt. Bis zu 250 Menschen nutzen pro Woche das Freizeitangebot des Ateliers. Blaumeier sieht sich außerhalb eines therapeutischen Ansatzes und Anspruches, immerhin ist das Atelier im Zuge der Anti-Psychiatrie-Bewegung der 1980er Jahre entstanden, die in Bremen – als einziger deutscher Stadt – zur Auflösung der Langzeitpsychiatrie führte. Menschen, die gesellschaftlich sonst nichts miteinander zu tun haben, finden hier Kontakt, Begegnung und gemeinsames künstlerisches Arbeiten.Hellena Harttung, die bei Blaumeier geschäftsführende und organisatorische Aufgaben hat, berichtete über die immer wiederkehrende Erfahrung, dass in der künstlerischen Arbeit – vorrangig beim Theater – die Grenzen zwischen „behindert“ und „nicht-behindert“ fließend sind, damit also das integrative Arbeiten des Ateliers erfolgreich ist. Betont wurde außerdem, dass Blaumeier stets die Öffentlichkeit sucht und seine Produktionen als kulturelles Angebot sieht, das auch den Sprung in den etablierten Kulturbetrieb schafft. „Die integrative Kunst muss sich in ihrer Nische etablieren und profilieren können“, so Elisabeth Braun, künstlerische Leiterin des Festivals „sicht:wechsel“, gleichzeitig aber – darin waren sich Hellena Harttung und Elisabeth Braun einig – muss im Kulturbetrieb eine barrierefreie Suche nach Qualität beginnen, die der Kunst von behinderten Menschen keine Ausnahmerolle zuschreibt.