Radio Play09 Siegerehrung
Pressemitteilung
Mittwoch, 9. September 2009
Auch in Zeiten von iPod und Podcast erfreut sich das Hörspiel großer Beliebtheit. Es ist aktueller denn je, hat allen modernen Strömungen widerstanden und ist sich treu geblieben. Mit Radio Play09 – einem europaweiten Wettbewerb, der auch in den kommenden Jahren stattfinden wird, schaffen Linz09, die RUBBLE MASTER HMH GmbH, Ö1 und ORF OÖ eine nachhaltige Initiative.
Beim Kurzhörspielwettbewerb wurden alle interessierten (Nachwuchs-)Talente auf dem Hörspielsektor eingeladen, selbstproduzierte, maximal 9 Minuten lange Hörspiele zum Thema „Industrie“ zu gestalten. Eingereicht konnten diese vom 3. März 2009 bis zum 6. Juni 2009 werden. Aus den knapp zwei Dutzend Einreichungen wählte die fünfköpfige Jury nun die drei Siegerstücke aus, die am Dienstag, 15. September 2009, ab 21.00 Uhr auf Ö1 gesendet werden.
Die Gewinner
Der mit 3.000 Euro dotierte 1. Platz ging an Sarah Seekircher und ihr Stück „Fabrikkinder“. In einer ebenso schlichten wie wirkungsvollen Machart schildert die 1984 in Innsbruck geborene Studentin der Literaturwissenschaft auf der Basis historischer Quellen das Elend der Kinderarbeit im frühindustriellen Linz. Kinder, die billigsten und rechtlosesten aller Arbeitskräfte, wurden bevorzugt in der Textilindustrie eingesetzt, weil sich ihre kleinen und feinen Hände besonders für den Umgang mit Fäden und Wolle eigneten. Kinderarbeit ist in der heimischen Industrie zwar längst abgeschafft, wird aber in vielen Teilen Asiens und Afrikas bis heute praktiziert. Nach Angaben der UNICEF arbeiten heute knapp 200 Millionen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren, die meisten von ihnen in der Landwirtschaft, in kleinen Werkstätten, Steinbrüchen, im Straßenverkauf oder als Dienstmädchen.
Die Gewinnerin des mit 2.000 Euro dotierten 2. Platzes, Qin Huang, wählte einen formal wie inhaltlich völlig anderen Zugang als die Erstplatzierte. Die aus China stammende Musikstudentin und Komponistin variierte in ihrem stark musikalischen Stück allein das Wort „Industrie“, das auch der Titel ihres Beitrages ist. Dabei bildete sie in ihrer Klangkomposition industrielle Sounds nicht einfach ab, sondern erschuf mit elektronischen Mitteln eine eigene industrielle Klangwelt.
Der mit 1.000 Euro dotierte 3. Platz ging an die Wiener Autorin, Journalistin und Radiokünstlerin Elisabeth Putz. In ihrem Stück „Industrie“ stellt sie der Unterhaltungsindustrie die Vernichtungsindustrie gegenüber. Der Selektionsmechanismus der Fernsehshow „America´s Next Topmodel“ wird dabei mit den Auslesemechanismen der Nazizeit verglichen.
Schließlich fand die Jury noch eine lobende Erwähnung für das dokumentarische Hörspiel der oberösterreichischen Tonmeisterin und Psychologin Brigitte Winter. In ihrer Collage „linz-stahlstadt-lebensstadt“ montierte sie kunstvoll teilweise sehr widersprüchliche Statements zum Thema „Stahlstadt Linz“ zu einer kritischen Liebeserklärung an die diesjährige Kulturhauptstadt Europas.
Insgesamt ist der Grundtenor der preisgekrönten Kurzhörspiele zum Thema „Industrie“ kein negativer. Zwar wünscht sich niemand in ein vorindustrielles Zeitalter zurück, wobei die TeilnehmerInnen von Radio Play09 dennoch die Schattenseiten der Industriearbeit und industriellen Produktion aufzeigten. Das Spektrum der eingereichten Arbeiten spiegelte die Möglichkeiten, die das Genre Hörspiel bietet, umfassend wider: Die Palette reichte von Klangcollagen und Soundessays über Minidramen und verspielten Sprachexperimenten bis hin zum dokumentarischen Hörspiel.
Die fünfköpfige Jury des Wettbewerbs setzte sich wie folgt zusammen:
• Gerald Hanisch(RUBBLE MASTER HMH GmbH)
• Andrea Eichelberg (RUBBLE MASTER HMH GmbH)
• Peter Androsch (Konzeption Musik Linz09)
• Alfred Pittertschatscher (ORF)
• Peter Klein (ORF)
Radio Play09 ist nach „Für die Beweglichkeit“ (April 2009) und „Parade“ (Mai 2009) das letzte Projekt einer Reihe von Kooperationen zwischen Linz09 und der RUBBLE MASTER HMH GmbH.
Der europaweite Wettbewerb Radio Play soll in den nächsten beiden Jahren im Sinne einer nachhaltigen Gesamtkonzeption mit den Themenschwerpunkten „Kultur“ und „Natur“ fortgesetzt werden.