Verschmelzung auf Distanz, TANGO
Ein Herbst-Event der Kunstuniversität Linz zum Auftakt von Linz09Idee und Konzept: Herbert Lachmayer
Projektleitung, Organisation: Bea Henzl – Tango Sin Limites
TänzerInnen: Carlos und Rosa Forte-Berg (Argentinien)
Musik: „Ensamble Urbano“ // Gitarre: Jhibaro Rodriguez, Akkordeon: Juan Carlos Paniaqua, Violine: Serkan Gürkan, Kontrabass: Carlos Pino
DJ: Bea – Tango Sin Limites
Ort: Café Landgraf, Linz – Urfahr
Zeit: Samstag, den 4. Oktober 2008
Beginn: 18:30 Uhr
Projektleitung, Organisation: Bea Henzl – Tango Sin Limites
TänzerInnen: Carlos und Rosa Forte-Berg (Argentinien)
Musik: „Ensamble Urbano“ // Gitarre: Jhibaro Rodriguez, Akkordeon: Juan Carlos Paniaqua, Violine: Serkan Gürkan, Kontrabass: Carlos Pino
DJ: Bea – Tango Sin Limites
Ort: Café Landgraf, Linz – Urfahr
Zeit: Samstag, den 4. Oktober 2008
Beginn: 18:30 Uhr
Der Umgang mit Leidenschaft gehört zu den anspruchsvollsten Herausforderungen jeder Kultur. Geht es doch um Erregungsstrategien, wenn wir von Verführung sprechen, oder um die Hitze der Affekte, wenn aus Erotik Sex wird. Die „Disziplin des Innehaltens“ trägt als Kultur-Technik wesentlich zur libidinösen Erregung bei – ein „Zurückhalten“ also, durch welches man sich höheren Genuss verspricht.
Religion und Kirche haben in ihrer Sexual-Moral stets versucht, sich ein „Monopol auf Ekstase“ zu sichern – und die Lustintensivierung ins „Geschirr“ der Fortpflanzung zu zwingen. Die Freiheitsobsession der Menschen hingegen und die Favorisierung ihres individuellen Lustprinzips sprechen eine andere Sprache.
Rituale der Wollust-Steigerung haben wohl immer auch ein spirituelles Moment, sind aber von Grund auf profan. Tango birgt das alles in sich – Affektmodulation und Verschmelzung in Ekstase: Aber „auf Distanz“ eine Kunstform des Umgangs mit den Körpern. Tango – ein Synonym für „Leidenschaft schlechthin“. Mal wurde der Tanz als Obszönität verboten, weil er doch um soviel mehr „sichtbar machte“ und phantasieren ließ, als sich von „Menschen in ihren Betten“ vorstellen lässt. Exhibition under control – und mit jeder „Zurücknahme“ dreht sich die Erregungsspirale höher – und alles vor aller Augen, in höchst eleganter Balance.
Elegante Körper-Beherrschung ist keine Frage sogenannter Perfektion allein, sondern ist „intuitive Vollkommenheit“ – ein Spiel auf dem „vulkanischen Geheimnis“, welches die Verbindung von Geist, Leiblichem und Leidenschaft ist. In Buenos Aires entstanden, ist der Tango eine reglementierte Form, sich in Unverbindlichkeit intim zu begegnen und für die Dauer eines Tanzes höchst nahe zu sein. Solche Annäherung findet unter der gleichsam selbstverständlichen Gegebenheit statt, dass nationale, schichtenspezifische, altersmäßige, gender-mäßige etc. „Grenzen“ kein Hindernis (mehr) darstellen.
Nicht nur als herbstliche Pilotveranstaltung für unsere Ausstellung „Welt im Kopf“, sondern vor allem auch zur Abrundung des noch ausklingenden „Europäischen Jahrs des interkulturellen Dialogs 2008“ ist diese Tango-Veranstaltung eine Metapher für höchst differenzierte Populärkultur, die als „Pathos-Formel“ von Leidenschaft auch KünstlerInnen und Intellektuellen zu einigen Graden an Geschmacks-Intelligenz „mehr“ verholfen hat.