MUSEUM DER UNTERWELT IM OK
Kulturhistorischer Ausstellungsteil kuratiert von Brigitte FeldererIn Rahmen des Ausstellungsprojektes Tiefenrausch ist in den Ausstellungsräumen des OK ein Museum der Unterwelt eingerichtet, ein kulturhistorischer Ausstellungsteil kuratiert von Brigitte Felderer. Gezeigt werden seltene und wertvolle Dokumente, Objekte und Kunstwerke, die eine lange Kulturgeschichte der Unterwelt dokumentieren. Der realen Eroberung der Unterwelt sind nach wie vor technische Grenzen gesetzt. Die Vorstellung von der Welt unter uns ist kaum von den Möglichkeiten technischen Fortschritts bestimmt. Bis heute dringen die tiefsten Bohrungen wenig weiter als 12 Kilometer in die Erdkruste vor. Unsere Vertrautheit mit der Unterwelt ist vielmehr das Ergebnis einer langen Faszinationsgeschichte.
Darstellungen profaner wie mythischer Höllen sind im Museum genauso zu sehen wie Bilder vom Fegefeuer und dessen Wahrnehmung durch unterschiedliche KünstlerInnen. Verdammnis, Jüngstes Gericht, Höllenfahrt, die Flucht aus der Unterwelt wie der Zustieg in den Hades sind visuell im kollektiven Gedächtnis festgehalten und untrennbar mit der Tiefenpsychologie des modernen Individuums verbunden.
Eine soziale Unterwelt, die sich unter den Oberflächen der Konvention wie dem Druck der Verhältnisse entfaltet hat, wird in frühen Fotografien kritisch vorgeführt. Doch nicht nur solche Gegenwelten eröffnen sich dem Publikum, sondern auch die Tiefen der Natur als romantische Zufluchtsorte. Darstellungen von berühmten Höhlen-Landschaften boten im 18. und frühen 19. Jahrhundert romantische Seelenkulissen.
Die Bergwerkskunde des 18. Jahrhunderts wird zum exemplarischen Projekt der Aufklärung, die in Dimensionen vordringt, die bislang derart profanen Zugängen verschlossen bleiben mussten. Noch im frühen 20. Jahrhundert werden künstlerische Projekte entworfen, die beispielsweise einen Wissenschaftsturm vorsehen, der zum Erdkern vordringt. Nach wie vor gelten die Eroberung von Unterwelt und Unterwasser als heroische Unternehmungen technikgläubiger Fortschrittsvisionen.
Objekte aus privaten und öffentlichen Sammlungen, künstlerische Projekte sowie multimediale Inszenierungen dokumentieren diese Kultur- und Faszinationsgeschichte der Unterwelt, die sich im Sommer 2008 auch real im Linzer Stadtgebiet findet. Ihre technischen und romantischen Visionen, die Schreckensbilder eines sozialen Abstiegs sowie die mythische Kraft unterirdischer Welten werden im „Museum der Unterwelt“ anschaulich zu erleben sein.
Wer das »Museum der Unterwelten« betritt, findet sich wieder vor einem Wandobjekt von Markus Pillhofer, der auch die anderen Räume des „Museums“ gestaltet hat. Der schiefe und geneigte „Gegen-Stand“ schließt einen langen und schmalen Gang ab und eröffnet zugleich den Zugang in die ausgestellten Unterwelten. Das »Museum der Unterwelten« geht der grundlegenden Bedeutung von Imaginationsräumen nach, die zwar nahe liegen und doch nicht so ohne weiteres zugänglich sind. Die unterschiedlichen Funde dieser Faszinationsgeschichte dokumentieren die Bedeutung der Unterwelt als einen zentralen Orientierungspunkt unseres Weltverstehens.
Kuratorin: Brigitte Felderer
Ausstellungsgestaltung: Markus Pillhofer