Grüße von Klaus Maria Brandauer
Vom Struwwelpeter zum Hamlet
Ein Revoluzzer mit langen Haaren, das war ich. Die langen Haare waren nicht echt, auch nicht die aufgeklebten Fingernägel, damals, als ich den Struwwelpeter spielen durfte, mit sechs Jahren. Aber der Revoluzzer, der war echt! Den hab ich damals entdeckt in mir ...
Sprechen, singen, SPIELEN! Etwas vorspielen, spielen vor Publikum, dem Publikum etwas vorspielen ... und zu merken: Das spiele ich ja gar nicht, das bin ich ja. Das bin ja ich.
Ein Geschenk für mein Leben, das mir mein Lehrer damals machte. Vom Struwwelpeter zum Hamlet ist der Weg gar nicht so weit. Und damit meine ich nicht, dass Theaterspielen für Kinder nur von Bedeutung ist, wenn sie später einmal Schauspieler werden!
Wer die Chance hat, in der Schule Theater zu spielen, zu musizieren, der erhält einen sehr wesentlichen „Bonus“ zu seinem Erwachsenwerden. Welcher das ist? Schwer, das genau zu benennen. Es geht ums Fühlen, ums Spüren. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar! Funktionieren tut das Ganze nicht direkt, sondern wie beim Billard: über die Bande. Gedichte, Reime, Auswendiglernen. Poesie, Musik: sie sind das höchst überflüssige – und doch lebensnotwendige – Salz des Lebens.
Ich wünsche dem Kulturhauptstadtprojekt „(Du bestimmst den Titel!) unter der Leitung von Airan Berg von ganzem Herzen viel Erfolg! Schön ist es, dass Ihr das macht.
Klaus Maria Brandauer