Fouché (Arbeitstitel)
Fouché
Franz Hummel, Komponist
Copyright: privat
Textbuch: Sandra Hummel
Napoleons Polizeipräsident, der Mönch und Priesterlehrer, der Jakobiner, Intrigant und intellektuelle Massenmörder, der Erfinder des Überwachungsstaates flieht – steinreich geworden – gegen Ende seines Lebens mit der halbherzigen Zustimmung Metternichs nach Linz ins Exil. Der feinsinnige, gebildete, gänzlich amoralische Fouché trifft als bemitleidenswerte Kreatur in Linz ein. Im gefängnishofartigen Geviert seiner Villa geht er tagein, tagaus umher und wirft den prüfend ängstlichen Blick immer wieder zu der auf einer fernen Erhöhung stehenden Gestalt hinauf. Ist es Bonaparte? Verfolgt er ihn? Überwacht er ihn?
Angstvisionen und hybride Schübe wechseln sich ab und zeigen die Verlorenheit des machtbesessenen, ewigen zweiten Mannes, der durch sein raffiniert geknüpftes Spinnennetz der Bespitzelung und des Verrats dem Tatmenschen Napoleon gefährlich geworden ist.
Robespierre, Marat, Danton, Ludwig XVIII, Lafayette, Napoleon, Josephine Bonaparte: Sie alle treten als Figuren seiner Vergangenheit aus der Anonymität des Chores heraus und peinigen Fouchés Erinnerung. Fouché, das Synonym für Machtmissbrauch und Korruption bleibt auch noch als treu sorgender Familienvater der Prototyp eines lieblosen und ungeliebten Individuums das vom Zwang getrieben wird, alles über alle wissen zu müssen und schließlich als menschliches Wrack endet.
Joseph Fouché ist das dramatisches Psychogramm der Machtbesessenheit am Beispiel dieser Persönlichkeit des öffentlichen Lebens: Eine Hieronymus Bosch-Parabel über ein Phänomen, das noch immer – allerdings weit weniger kühn und geistreich – durch die Flure der Demokratie geistert.