Kulturlotsinnen gewinnen Staatspreis für Erwachsenenbildung
Preisverleihung in der Aula der Wissenschaften (von links): BFI-Geschäftsführer Dr. Christoph Jungwirth, Bildungsministerin Dr. Claudia Schmied, Kulturlotsin Aldona Raichaudhuri
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Pressemitteilung
Mittwoch, 18. November 2009
Das Konzept für das Projekt Kulturlotsinnen wurde vom BFI für Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas entwickelt. Entstanden ist ein Lehrgang für zwölf Linzer Migrantinnen, die innerhalb ihrer Ausbildung Führungen durch den Stadtteil Wiener Straße erarbeitet und angeboten haben. Die zwölf Frauen mit türkischem, bosnischem, polnischem, brasilianischem, iranischem, marokkanischem, weißrussischem, rumänischem und russischem Hintergrund waren im Mai 2009 als Kulturlotsinnen im Stadtteil Wiener Straße unterwegs und haben Einheimische und TouristInnen zu Stadtteilführungen eingeladen. „Sie waren dabei nicht Stadtführerinnen im klassischen Sinn, sondern Begleiterinnen durch ihre jeweils eigene Lebenswelt“, betont Jungwirth. Denn ein Kriterium für die Auswahl der Frauen war, dass sie einen Bezug zur Wiener Straße haben. Dieses Linzer Viertel ist von einem sehr hohen MigrantInnenanteil geprägt. ÖsterreicherInnen erleben das multikulturelle Leben großteils von außen und nur wenige Einheimische haben direkten Kontakt. Durch die Führungen der Kulturlotsinnen konnte man direkte und unkonventionelle Einblicke in das Leben von MigrantInnen erhalten und gesellschaftlich relevante Themen aus deren Blickwinkel betrachten. Die BesucherInnen waren Gäste in der subjektiven Welt der Lotsinnen und ihrem sozialen Umfeld. Dadurch wurde eine Innenperspektive ermöglicht.
Ziel der Ausbildung der zwölf Frauen mit migrantischem Hintergrund war, auf Basis der individuellen Biografie Ansatzpunkte für Kompetenzentwicklung abzuleiten und im Zuge einer halbjährigen Ausbildung allgemeine und spezifische Qualifikationen für den Arbeitsmarkt zu generieren. Kernthema im Qualifizierungskonzept ist die Kulturvermittlung.
Aufgrund des großen Erfolges der Kulturlotsinnen – im Herbst wurden zusätzliche Rundgänge angeboten – wird über eine Weiterführung des Projekts über das Kulturhauptstadtjahr hinaus nachgedacht.
Die Jury war begeistert: „Das Projekt hat die Jury insofern überzeugt, als es besonders gut gelungen ist, drei Komponenten miteinander zu kombinieren: Zum einen die Analyse der Ressourcen, die die Projektteilnehmerinnen, die aus insgesamt 9 Ländern kommen, mitgebracht haben. Nicht immer wird man, wenn man nach Österreich zuwandert, mit offenen Armen empfangen und werden die Qualifikationen, die man mitbringt, geschätzt. Das Projekt macht die vorhandenen Kompetenzen sichtbar. Zum anderen der konkrete Einsatz der Frauen mit Migrationshintergrund in den neu konzipierten Stadtrundgängen, bei denen man nicht Kirchen oder Rathäuser anschaut, sondern die Orte aufsucht, an denen Migrantinnen und Migranten wohnen, arbeiten und lernen. Damit werden die interkulturellen Kompentenzen der Projektteilnehmerinnen optimal genutzt und es ergeben sich darüber hinaus neue Berufsperspektiven. Und die dritte Komponente ist, dass das Projekt eine gute Möglichkeit für die sogenannten „Einheimischen" und für Touristen schafft, migrantische Kultur kennenzulernen und das wird auch angenommen: Die Nachfrage nach den Stadtrundgängen war so groß, dass im Herbst 20 zusätzliche Rundgänge angeboten werden mussten - Gratulation!"