Beschallungsfrei – Die Kampagne gegen Zwangsbeschallung
v.l.n.r.: Felix Hinterwirth (stv. Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten GPA-DJP und Vorsitzender der Handelsangestellten der GPA Österreich), Stadtrat Klaus Luger (Stadt Linz), Martin Heller (Intendant Linz09), Peter Androsch (Kampagnensprecher, Leitung Musik Linz09), Dompfarrer Maximilian Strasser und Heinz Martinek (Regionaldirektor Bank Austria).
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Pressekonferenz
Donnerstag, 16. Oktober 2008, 10.30 Uhr
OÖ. Presseclub im Ursulinenhof, 1. Stock
Landstraße 31, 4020 Linz
Hörstadt lanciert Kampagne gegen Hintergrundmusik
„Stopp der musikalischen Dauerberieselung von der Wurstabteilung bis zum Klo“, fordert Peter Androsch, künstlerischer Leiter für Musik von Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas. Im Rahmen des von Androsch initiierten Linz09-Projekts Hörstadt, das zur bewussten und menschengerechten Gestaltung der akustischen Lebensumgebung beitragen will, hat sich Linz09 mit Organisationen verbündet, denen die fast flächendeckende Beschallung der öffentlichen Sphäre ebenfalls ein Dorn im Ohr ist: Der Österreichische Gewerkschaftsbund ÖGB Linz-Stadt, die Gewerkschaft der Privatangestellten GPA-djp sowie die durch die Citypastoral (eine Kooperation der Linzer Innenstadtkirchen mit dem Kircheninfocenter Urbi@Orbi) vertretene Katholische Kirche in Oberösterreich.
Zum Kreis der für Hörstadt Engagierten zählt auch der Linzer Stadtrat Klaus Luger: „Anfang September habe ich die auf Anregung von Hörstadt entstandene Linzer Charta zur Stadtentwicklung in akustischem Sinne in den Planungsausschuss des Stadtparlaments in Linz eingebracht. Ich hoffe auf einen entsprechenden Gemeinderatsbeschluss im Jänner 2009.“ Auch Arbeiterkammer-Präsident Johann Kalliauer solidarisiert sich mit der Kampagne.
Gemeinsam haben das Hörstadt-Team, GewerkschafterInnen und Kirchenleute mit Beschallungsfrei eine Kampagne gegen Zwangsbeschallung mit Hintergrundmusik entwickelt, deren erster Schritt die Sensibilisierung für das Thema beginnt.
Zwangsbeschallung liegt nach Definition der KampagnenträgerInnen dann vor, „wenn eine Dienstleistung nur unter Beschallung in Anspruch genommen und bzw. oder wenn die Schallquelle nicht geortet werden kann“, führt Peter Androsch aus.
Was die hinter der Kampagne stehenden Organisationen eint, ist die Überzeugung, dass die absichtsvolle Beschallung aus wirtschaftlichen Motiven – wie die Erhöhung der Verweildauer zur Umsatzsteigerung – einen Missbrauch des Gehörs und eine Verletzung der körperlichen Souveränität des Menschen darstellt. Ein Missbrauch, von dem nicht nur PassantInnen und KonsumentInnen, sondern in erster Linie ArbeitnehmerInnen betroffen sind. Felix Hinterwirth von der GPA-djp betont: „Vor allem im Advent, wenn sich das musikalische Repertoire auf einige wenige unablässig wiederholte Weihnachtslieder verengt, wird Musik in Handelsbetrieben zur schweren psychischen Belastung für Handelsangestellte. Ich kenne Verkäuferinnen, die am Weihnachtsabend ‚Stille Nacht, heilige Nacht’ nicht mehr singen können.“
Als gewichtiger Beitrag zum rapiden Schwinden von Ruhezonen und Ruhezeiten trägt Hintergrundmusik darüber hinaus zu jener Dauerbeschallung bei, die nachweislich krank macht und als Mitauslöser kindlicher Hyperaktivität und Konzentrationsschwächen gilt. Doch nicht nur ganz junge Menschen, sondern auch SeniorInnen leiden unter Zwangsbeschallung: Wo Hintergrundmusik im Spiel ist, nimmt die Verständlichkeit des gesprochenen Wortes für die wachsende Zahl von Menschen mit Hörproblemen drastisch ab.
Beschallungsfrei – Die Kampagne gegen Zwangsbeschallung setzt sich daher für die Erhaltung und Schaffung öffentlich zugänglicher Ruhezonen ein. Mit dem Logo „Beschallungsfrei – Zone ohne Hintergrundmusik“ hat das Kampagnenteam ein Symbol für die Kennzeichnung beschallungsfreier Räume geschaffen – und bereits zahlreiche Organisationen und Unternehmen gewonnen, ihre der Allgemeinheit offen stehenden Räume als „beschallungsfrei“ auszuweisen. Zu den Vorreitern der Initiative zählen die Stadt Linz und das Land Oberösterreich sowie Linz09-Premiumsponsor Bank Austria. Regionaldirektor Heinz Martinek: „Wir werden in den nächsten Wochen alle Filialen der Bank Austria österreichweit per Aufkleber als ‚Beschallungsfrei’ deklarieren.“
Weitere demnächst ausgewiesen beschallungsfreie Organisationen sind: Arbeiterkammer OÖ, Oberbank, Volkskreditbank, Hypo Oberösterreich, Ärztekammer für OÖ, Landesstelle OÖ der Pensionsversicherungsanstalt PVA, Landesstelle OÖ der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt AUVA, Kinderfreunde OÖ, Energie AG, Einkaufszentrum Pro Kaufland Linz, die von der Krankenhausholding GESPAG betriebenen Landeskrankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen sowie Kunstuniversität Linz und Pädagogische Hochschule OÖ.
Die Zahl der beschallungsfreien Räume soll im Laufe der Kampagne steigen. Jede weitere Organisation und Unternehmung, egal welcher Größe oder Branche, ist dem Kampagnenteam herzlich willkommen. Informationen dazu gibt es auf der Kampagnenwebsite unter www.beschallungsfrei.at
Einen Beitrag zur Mehrung öffentlich zugänglicher Ruhezonen liefert Linz09 am 29. November 2008, indem in Kooperation mit der SPÖ Oberösterreich und Die Architektur/Kunstuniversität Linz der Ruhepol Centralkino als für die Dauer eines Jahres öffentliche Ruhehalle in der Landstraße 36 in Linz eröffnet wird.
Ein weiterer öffentlicher Ruheraum entsteht in der Turmhalle des Mariendoms, wo im April 2009 der Ruhepol Mariendom seine Pforten öffnet. Dompfarrer Maximilian Strasser: „Viele Menschen sind auf der Suche nach Ruhe und Unterbrechung der Alltagshektik. Es gehört zu unserer Tradition als Kirche, dafür Räume zu öffnen.“
Auch der Termin für das Kampagnenfinale steht bereits fest: Beschallungsfrei endet stilgerecht und still am 21. November 2009 – dem No Music Day.
Der Unterstützerpool der Kampagne
Beschallungsfreie Organisationen
Fotos und Logo Beschallungsfrei in Druckqualität auf www.beschallungsfrei.at
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Sujet Beschallungsfrei ISujet Beschallungsfrei II
Sujet Beschallungsfrei III
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