Du bestimmst den Titel – Das grosse Schulprojekt von Linz09
Pressekonferenz, 7. Mai 2008
Linz09 in der Zukunft
„Bewegt den Lehrkörper“
Was macht morgen Schule? Vielleicht ein Modell von heute, das Linz09 gemeinsam mit den oberösterreichischen Schulen und mit heimischen und internationalen KünstlerInnen initiiert: Das größte Projekt von Linz09 Kulturhauptstadt Europas bezieht alle Schultypen in ganz Oberösterreich mit ein. Im Vordergrund stehen nicht Tanz und Theater, sondern die Schulen selbst.
Spiel, Spaß und Bewegung mit allen Sinnen – an diesen Themen werden im Frühjahr 2009 LehrerInnen und KünstlerInnen gemeinsam mit den SchülerInnen in Oberösterreichs Schulen arbeiten. Am Ende stehen weder eine zwingende Aufführung noch ein vollendetes Werk auf dem Programm, sondern Begeisterung und Freude am Tun: So wird ein Prozess in Bewegung gesetzt, der sich im Idealfall fortführen lässt und kleine wie große Menschen im System Schule stärkt und bestärkt.
Eine Idee mit Hintergrund. VolksschülerInnen von heute werden im Jahr 2060 oder auch später ihren Ruhestand antreten, wobei heute noch niemand sagen kann, wie ihre Arbeitswelt bis dahin aussehen wird. Neben der Kenntnis von Daten und Fakten werden sie als Erwachsene vor allem Selbstbewusstsein und Kreativität brauchen. Diese Eigenschaften gilt es zu wecken, zu fördern und zu erhalten.
Schul- und Menschenkörper. Den meisten Kindern fällt es schwer, beim Lernen still zu sitzen. Der Schlüssel zur Kreativität heißt Bewegung: Dies haben auch Ergebnisse der PISA-Studie gezeigt, in der Schulen mit Theaterschwerpunkt – Beispiel Wiesbaden – überdurchschnittlich gut abschneiden. Die Bewegung des Körpers macht auch für logisches und mathematisches Denken fit. Gleichzeitig lernen die SchülerInnen durch Theater- oder Tanzinszenierungen Verantwortung zu übernehmen. Sie lernen Erfolge zu kreieren, die nicht ausschließlich auf individuellem Leistungsdenken basieren.
Werkzeug Kulturtechnik. Schule kann Raum schaffen für Gemeinsamkeit, Teamarbeit und gegenseitige Unterstützung. KünstlerInnen können dabei helfen, Gesellschaft und Realität aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Die Begegnung der SchülerInnen mit vielschichtigen Ausdrucksformen lässt sie Ängste verlieren, Artikulationsmöglichkeiten finden, Selbstbewusstsein, Eigenverantwortung und Flexibilität zu steigern sowie soziale Kompetenzen gewinnen – Anforderungen, die auch große Unternehmen an ihre MitarbeiterInnen stellen.
Aufruf zur Mitbestimmung. Der Titel dieser innovativen „Schularbeit“ wurde weder von KünstlerInnen noch von LehrerInnen festgelegt, die SchülerInnen bestimmen ihn selbst: Auf der Homepage von Linz09 können sie ein Voting für ihren Favoriten abgeben – ab sofort bis Ende Juni 08 unter www.linz09.at/schulprojekt. Die interaktive Beteiligung ist ein erster Schritt zur Identifikation mit dem Prozess. Das Ergebnis wird Anfang des neuen Schuljahres veröffentlicht.
Das Projekt in der Praxis. 30 KünstlerInnengruppen sind eingeladen, Schulprozesse intensiv zu begleiten. In Dreierteams werden sie acht Wochen lang mit LehrerInnen und SchülerInnen an jeweils drei Schulen parallel arbeiten. Ein KünstlerInnenteam setzt sich zusammen aus einer „HauptkünstlerIn“ aus dem Bereich Tanz, Theater oder Performance, einer AssistentIn sowie einer VolontärIn – beispielsweise jungen PädagogInnen oder KünstlerInnen, die im Rahmen des Schulprojekts Know-how und Erfahrung sammeln wollen. Zusätzlich begleiten mindestens zwei LehrerInnen der jeweiligen Schule das Projekt.
Ein Drittel der AkteurInnen stammt aus Österreich, ein Drittel weist Bezug zu Oberösterreich auf und ein Drittel sind internationale KünstlerInnen. Alle bewegen sich auf hohem künstlerischen Niveau.
An jeder der drei Schulen erarbeiten die KünstlerInnenteams unterschiedliche Projekte, die sich in 3 Gruppen einteilen lassen:
1. Performanceorientierte Projekte – Typ A
Das KünstlerInnenteam arbeitet im Schuljahr 2008/09 sieben Wochen lang zwei bis drei Mal pro Woche mit einer Klasse an einer Schule zusammen. Dafür werden verschiedene Unterrichtsstunden wie etwa Deutsch, Bildnerische Erziehung, Musik und Turnen geblockt und ausschließlich für die Arbeit mit den KünstlerInnen verwendet.
Die achte Woche des Workshops ist eine reine Projektwoche, in der anstelle regulären Unterrichts intensiv an der Finalisierung der Produktion gearbeitet wird.
Den Abschluss bildet eine Aufführung vor Publikum, wahlweise in der Schule, einem nahen Veranstaltungsraum oder in einem Theater.
2. Prozessorientierte Projekte – Typ B
Parallel zum performanceorientierten Projekt leitet das KünstlerInnenteam an einer zweiten Schule der Region mehrmals die Woche Workshops. Im Unterschied zu Typ A entfällt die Projektwoche. Die Arbeitsergebnisse werden in einer weniger aufwändigen Präsentationsform gezeigt.
3. Fortbildungsorientierte Projekte – Typ C
In einer dritten Schule – vorzugsweise in einer Volksschule – werden Workshops für LehrerInnen gehalten, um diesen Fachwissen zu vermitteln sowie Freude und Mut zu machen, mit den Kindern im Bereich darstellender Kunst zu arbeiten.
Das zusätzliche Angebot von Linz09
„Bewegt den Lehrkörper!“ In den Typen A und B werden zusätzlich Workshops für das gesamte Lehrerkollegium der jeweiligen Schule angeboten.
„Miss-Take“: In Zusammenarbeit mit Medien-Klassen können SchülerInnen die Theaterarbeiten selbst dokumentieren und Kurzfilme zum Thema „Fehler machen“ produzieren. Diese Filmclips werden im Internet öffentlich zugänglich sein.
Abschluss-Symposium: Höhepunkt der kontinuierlichen wissenschaftlichen Projektbegleitung ist das Symposium zum Abschluss des gesamten Projekts Du bestimmst den Titel – Das große Schulprojekt von Linz09. Heimische und internationale Fachkräfte analysieren das Projekt und erörtern theoretische Hintergründe. Das Symposium wird zum Ort des Erfahrungsaustauschs und der Netzwerkbildung und setzt ein Zeichen zur Nachhaltigkeit: Es gibt das Startsignal für die Fortführung dieser einzigartigen Initiative, damit auch in Zukunft darstellende Kunst vermehrt in den Unterricht integriert wird und längerfristig als Modell für andere Bundesländer dienen kann.
Utopische Arbeitsbedingungen für ein Role Model. Linz09 koordiniert und finanziert die Einsätze der KünstlerInnen, vernetzt Schulen und Klassen und nimmt mit diesem Konzept eine einmalige Chance wahr: Eine nachhaltige Entwicklung im System Schule zu initiieren und anzuregen, die mit dem flächendeckenden Angebot in ganz Oberösterreich weit über die Grenzen der Landeshauptstadt hinausreicht.
Das Ziel hinter der Idee: Die Geringschätzung, die dem System Schule entgegengebracht wird, in Wertschätzung umzuwandeln und den Applaus für Kinder, Eltern und LehrerInnen in einem positiven Regelkreis zu sichern. Mit dieser Behauptung bricht Linz09 auf, um Kunst und Kultur vermehrt an Schulen zu bringen und diese zu einem wichtigen Partner der Kulturhauptstadt werden zu lassen. So wie die Zukunft von Schule und Bildung wieder im Zentrum der gesellschaftlichen Diskussion steht, stellt die Darstellende Kunst Linz09 die Initiative Du bestimmst den Titel – Das große Schulprojekt von Linz09 (Arbeitstitel) auch ins Zentrum ihrer Konzeption. Ein Projekt mit Nachhaltigkeitspotential, das Gegenwart und Zukunft verbindet, in dem es Kulturverständnis und Kreativität in dem Umfeld ansiedelt, an dem das größte Potential und die meisten Multiplikatoren sitzen. Unsere Schulen.
Details:
Zitate der ProjektverantwortlichenVom Struwwelpeter zum Hamlet
Projektverantwortliche / KünstlerInnen / Produzenten
Angemeldete Schulen für das große Schulprojekt von Linz09
Aufruf zur Mitbestimmung