Linz. Randgeschichten
Buchpräsentation: Leipziger Buchmesse, 12.-15. März 2009
Fünf oberösterreichische AutorInnen setzen sich mit künstlich geschaffenen bzw. aus der Geschichte heraus entstandenen Grenzen in Linz aus unterschiedlichsten Perspektiven auseinander: Aus der Perspektive der Ausgegrenzten und der Ausgrenzenden, Opfer und Täter politischer, gesellschaftlicher, kultureller, ethischer und wirtschaftlicher Machtverhältnisse; aus der Perspektive sozial Benachteiligter oder Bevorzugter, durch Zuwendungen des Wohlfahrtstaates; aus der Perspektive von ImmigrantInnen oder EmigrantInnen sowie aus der Perspektive kultureller und geopolitischer Angrenzung an die Nachbarn Tschechien, Bayern sowie Nachbarn entlang der Donau.Der Autor und Übersetzer Erich Hackl begibt sich auf eine Spurensuche in der Zeit von 1917 bis 1945. Ausgangspunkt dafür ist der Tschofenigweg, nach Gisela Tschofenig benannt, die Ende April 1945 von der SS ermordet wurde. Ein Weg in Ebelsberg, der zuerst in nördlicher, dann in westlicher Richtung verläuft, ehe er als Sackgasse endet.
Anna Mitgutsch, ebenfalls Autorin und Übersetzerin, sammelt seit ihrer Schulzeit in Linz in ihren Tagebüchern Vignetten aus dem Alltag. Es sind Beobachtungen, die ihr wie Fotos als Gedächtnisstützen dienen, von Menschen, an die sich kaum jemand erinnert und dennoch Linz mitgeprägten.
Walter Wippersberg, Schriftsteller, Theaterregisseur, Filmemacher und Fotokünstler setzt sich mit Ruf und Nachruf auseinander. Dabei recherchiert er, über das bisher Bekannte hinaus, das Leben und die Wirkung der beiden Linzer Schriftstelle Franz Kain und Karl Wiesinger, in den 1960er- und 1970er-Jahren, als Linz noch eine Stahlstadt im Sinne des Wortes war.
Bei der Rückkehr nach mehr als 20 Jahren aus dem Ausland erkannte die Autorin Margit Schreiner Linz, die Stadt ihrer Kindheit, kaum mehr wieder. Exkursionen führen sie an Schauplätze und Orte, die sie in Frage stellt: Liegt die Asche ihrer Eltern wirklich auf dem Waldfriedhof St. Martin? Gibt es in Hörsching außer dem Flughafen ein berüchtigtes Erziehungsheim und haben Günther Nenning und ein Hand voll Achtundsechziger vor 38 Jahren tatsächlich für die Freilassung der Insassen demonstriert? Wer liegt wirklich im Grab von Hitlers Großeltern auf dem Friedhof in Leonding?
Ludwig Laher entlarvt Vorbilder und Trugbilder. Etwa Franz Stelzhamer, oft als der größte Mundartdichter im süddeutschen Raum bezeichnet. Eines seiner Gedichte wurde 1952 zur offiziellen Hymne des Landes. Eines seiner Denkmäler steht im Linzer Volksgarten. Wer war Stelzhamer in Wirklichkeit?
Idee/Konzept // Alfred Pittertschatscher
Kooperation // ORF OÖ und Linz09
Erich Hackl (1954 in Steyr geboren) ist Schriftsteller und literarischer Übersetzer. Nach der Matura studierte er Germanistik und Hispanistik an den Universitäten in Salzburg, Salamanca und Málaga. Ab 1977 war er Lektor für deutsche Sprache und österreichische Literatur an der Universität Complutense Madrid. Von 1979 bis 1983 unterrichtete er als Lehrer für Deutsch und Spanisch in Wien, von 1981 bis 1990 am Institut für Romanistik der Universität Wien. Seit 1983 ist er freier Schriftsteller.
Anna Mitgutsch, 1948 in Linz geboren, studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Salzburg und promovierte 1974 mit einer Dissertation über englische Lyrik. Von 1975 bis 1978 arbeitete sie als Assistentin am Institut für Amerikanistik der Universität Innsbruck. Ihre Lehrtätigkeit führte sie nach England, wo sie an der Hull University und der University of East Anglia deutsche Sprache und Literatur unterrichtete und nach Seoul, Südkorea. Von 1979 bis 1985 lebte sie in den USA und lehrte am Amherst College (Mass.), am Sarah Lawrence College (New York), sowie am Simmons College und an der Tufts University in Boston. Nach der Publikation ihres ersten Romans "Die Züchtigung" kehrte sie nach Österreich zurück und lebt seither als freischaffende Autorin abwechselnd in Linz und Boston. Seit 1974 verfasste sie zahlreiche Essays und literaturwissenschaftliche Publikationen zur anglophonen und deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.
Walter Wippersberg, 1945 in Steyr geboren, lebt als Schriftsteller, Regisseur und Filmemacher und Fotokünstler in Losenstein, Oberösterreich, und in Wien. Wippersberg studierte in Wien Theaterwissenschaften, Kunstgeschichte und Psychologie. 1965 bis 1970 war er Bühnenbildner und Regisseur an verschiedenen Kleinbühnen. Seit 1990 lehrt er an der Wiener Filmakademie Drehbuch und Dramaturgie.
Margit Schreiner, 1953 in Linz geboren, studierte nach der Matura Germanistik und Psychologie in Salzburg. 1977 bis 1980 Aufenthalt in Tokio., wo sie zu schreiben begann. Neben Kurzgeschichten schrieb sie außerdem Hörspiele und Theaterstücke. Seit 1983 lebte sie als freie Autorin in Salzburg, Paris und Berlin. Seit 2000 lebt sie wieder in Österreich. Seither sind auch zahlreiche Essays und andere Beiträge in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien erschienen sowie Vorwörter zu Büchern von Mela Hartwig und Adalbert Stifter.
Ludwig Laher, 1955 in Linz geboren, studierte Germanistik, Anglistik und klassische Philologie. Nach dem Abschluß des Lehramtsstudiums 1979 unterrichtete er an einem Salzburger Gymnasium, immer wieder auch als Lehrbeauftragter an den Universitäten Salzburg und Klagenfurt. Bis 1998 arbeitete Ludwig Laher parallel als Lehrer und Autor, seither ausschließlich als Freier Schriftsteller. Seine Veröffentlichungen schließen Prosa, Lyrik, Essays, Hörspiele, Drehbücher, Übersetzungen sowie wissenschaftliche Arbeiten ein. Dafür erhielt er zahlreiche Literaturpreise und Stipendien (siehe "Publikationen"). Seine Bücher wurden/werden ins Spanische, Englische, Französische, Kroatische und Japanische übersetzt. Ludwig Laher ist Vorstandsmitglied des Internationalen Netzwerks für kulturelle Diversität (INCD) und der Interessengemeinschaft österreichischer Autorinnen und Autoren (IGAA) sowie Mitglied des Rates für deutsche Rechtschreibung sowie der Grazer AutorInnenversammlung. Von 2005 bis 2007 war Laher Präsident des Europäischen KünstlerInnenrates (European Council of Artists, ECA).