7. Februar 2008: Vizebürgermeister Dr. Erich Watzl
spricht über sein Lieblingswerk aus der Lentos-Sammlung:
Helene Funke
In der Loge, 1907
erworben 1978
„Ich bin der Einladung von Martin Heller und Stella Rollig zu Politik liebt Kunst nachgekommen, weil...
... sowohl in Politik als auch Kunst die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, mit Problemen und Herausforderungen für eine Weiterentwicklung notwendig ist.“
„Meine Wahl fiel auf dieses Kunstwerk, weil...
... es sich bei Helene Funke um eine faszinierende Frau handelt, die – dem Rollenbild der damaligen Zeit so gar nicht entsprechend – ihren Weg als Künstlerin entschlossen gegangen ist. Dank der Ausstellung im Lentos, der erstmaligen umfassenden Präsentation von Helene Funke in Österreich, wurde diese nicht nur von mir wiederentdeckt. Es gäbe noch viele weitere Argumente anzuführen – kurz gesagt: die Bilder und Motive von Helene Funke sprechen mich ganz einfach an.“
„Die Verknüpfung von Politik und Kunst bedeutet für mich...
... die notwendigen Ressourcen für Kunstschaffende und Kulturinteressierte zur Verfügung zu stellen.“
Helene Funke
geb. 1869 in Chemnitz
gest. 1957 in Wien
Helene Funke wurde 1869 als Tochter eines Industriellen in Chemnitz (Sachsen) geboren. Sie erhielt ihre Ausbildung – vielen Widerständen zum Trotz – in München an der von Friedrich Fehr geleiteten Malschule und bei Angelo Jank an der Damenakademie.
Die Jahre von 1905 bis 1913 verbrachte die Künstlerin in Paris. Sie soll sich zwischenzeitlich, ab ca. 1909, in der Bretagne aufgehalten haben. Während dieser Zeit könnte sich auch die überlieferte Freundschaft mit Henri Matisse ergeben haben. Erst 1913 übersiedelte Helene Funke nach Wien und schloss sich dort den KünstlerInnen um die „Kunstschau“ an.
Nach 1945 stellte die Künstlerin in der Galerie Würthle in Wien aus. Sie stand damals mit Boeckl und Wotruba, aber auch mit dem Kunstkritiker Jorg Lampe in Kontakt, die sie alle sehr schätzten. Zwei wichtige Gemälde der Künstlerin befinden sich in der Neuen Galerie in Linz. Seit etwa 1985 erfährt das verstreute Oeuvre Funkes eine Renaissance mit dem Effekt von Wieder- bzw. Neuentdeckung. Das Lentos Kunstmuseum widmete Helene Funke 2007 erstmals eine große Retrospektive.
In der Loge, 1907
Das Bild zeigt drei junge Frauen, rhythmisch um ein imaginäres Zentrum gruppiert. Die links Sitzende blickt frontal aus dem Bild und hält in einer Hand gelbe Rosen, in der anderen einen Fächer. Die Frau rechts im Halbprofil blickt leicht nach unten, während die in der Mitte hinter ihnen Sitzende mit einem Opernglas nach oben sieht. Balkonbrüstung und Logenvorhang begrenzen den nahsichtigen Bildausschnitt.
Funkes Bild zeigt eine direkte Auseinandersetzung mit dem gleichnamigen Gemälde Renoirs aus dem Jahr 1874.