Kopfstand 09: Alltagsgeschichte in Linz
v.l.n.r. Niko Wahl, Projektleiter bei Linz09; Ulrich Fuchs, stv. Intendant von Linz09; Hans Egger, Geschichteclub Stahl; Helmuth Gröbl, Obmann Geschichteclub Stahl; Prof. Roman Sandgruber, Erwin Dorn, Projektleiter bei Linz09
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Dienstag, 29. Januar 2008, 19.00 Uhr
Eines ist Geschichte bestimmt nicht: trockene Materie. Leidenschaftlich, ja beinahe streitbar und unter reger Beteiligung des Publikums diskutierten Vertreter des Geschichteclubs Stahl mit Dr. Roman Sandgruber, Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Linz.Bereits zum 9. Mal stand gestern, Dienstag, 29. Jänner 2008, Linz09 Kopf. „Alltagsgeschichte“– Geschichte, die von „Betroffenen“ selbst aufgezeichnet wurde, war Thema der Veranstaltung. Im Zentrum der gut besuchten Diskussion im Rahmen des Kopfstand09 in der Kantine der ÖSWAG Werft stand der Geschichteclub Stahl, ein Verein, der sich seit 20 Jahren mit der Werksgeschichte des Linzer voestalpine-Standorts beschäftigt, dem mit Abstand größten Arbeitgeber der Stadt.
Geschichte aus Leidenschaft
Vertreten war der Club durch Helmuth Gröbl und Hans Egger. Helmuth Gröbl betonte, dass er Spaß daran habe, aus vielen einzelnen Puzzlesteinen eine Art „Gesamtschau von außen“ zusammenzubauen, während Hans Egger anmerkte, dass er sein Unternehmen erst so richtig über den Geschichteclub kennen gelernt habe. Die beiden pensionierten „VOESTler“ gaben Einblicke, wie viel ihnen die Beschäftigung mit der Historie des eigenen Unternehmens bedeutet. Eine Auseinandersetzung, die hierzulande eher die Ausnahme als die Regel ist, da sich laut Prof. Sandgruber das Interesse heimischer Firmen an ihrer Geschichte in Grenzen hält.
„Grabe, wo du stehst“
Dabei könne gerade die Beschäftigung mit den eigenen Wurzeln viel zur Stärkung der Identität von Unternehmen beitragen, so Sandgruber. Problematisch sei aber dabei, dass jede Darstellung von Geschichte, sei es von Geschichtsforscher oder Zeitzeugen immer ein Konstrukt ist. Dem widersprachen die Vertreter des Geschichteclubs tapfer, legen sie doch großen Wert auf die objektive Darstellung der Vergangenheit. „Niemand, der sich mit Geschichte beschäftigt, kann wirklich objektiv sein. Aber das ist schon in Ordnung so. Die reinen Fakten sind nichts, Menschen wollen Interpretationen“, so Sandgruber abschließend. Und was Menschen sonst noch wollen? Diskussionen wie diese.
Ein Club mit Geschichte
Der Geschichteclub Stahl ist ein Verein, der bis vor kurzem noch unter dem Namen voest Geschichteclub firmierte. Er wurde 1989 gegründet. 38 ehrenamtliche MitarbeiterInnen sammeln und archivieren Quellen, Dokumente und Fotos, verfassen Chroniken und Publikationen und betreiben in den Räumlichkeiten des Clubs im Werkshotel in der Glimpfingerstraße 59 eine Ausstellung.
Nähere Informationen unter www.geschichteclubstahl.at