Lange Nacht der Forschung im Kepler Salon
Pressemitteilung
Montag, 2. November 2009
Programm:
19.00 Uhr: Christian Frauscher „Hilft Biofeedback, damit sich Körper und Geist besser verstehen?“
Sigmund Freud beschrieb die Traumdeutung als den „königlichen Weg zum Unterbewussten“. Heutzutage kann die Psychophysiologie diesen „Königsweg“ beschreiten. Welche Prozesse laufen in meinem Körper ab? Wie beeinflusst die Psyche den Körper? Wie wirkt sich der Zustand des Körpers auf die Psyche aus? Biofeedback hilft, solche Prozesse aus der Grauzone des Unbewussten herauszuführen. Mittels visueller und / oder akustischer Rückmeldung lassen sich psychophysische Prozesse computergestützt nachvollziehbar darstellen. So ist es möglich, unter anderem Muskelspannung, Atmung, Herzrate und Schweißdrüsenaktivität zu messen, am Bildschirm zu visualisieren, zu interpretieren und durch Training gezielt zu beeinflussen. Die Möglichkeiten des Biofeedbacks werden anschaulich dargestellt und Forschungsprojekte der Anton Bruckner Privatuniversität im Überblick vorgestellt.
20.00 Uhr: Franz Gruber „Galilei, Darwin, Freud – und Gott? Wissen und Glaube in der theologischen Forschung“
Die Pioniere der modernen Wissenschaften haben die Grenzen von Wissen und Glaube neu vermessen. Seither befinden sich beide Orientierungssysteme in einem oft leidenschaftlich ausgetragenen Streit: „Was hat Gott in der Wissenschaft zu suchen?“ „Was verliert der Mensch, wenn er sich letzten Fragen nicht mehr stellt?“ Aufgabe der theologischen Forschung ist es, das Verhältnis von Wissen und Glaube wieder neu zu bestimmen. Dabei zeigt sich auf beiden Seiten, dass der Gottesbegriff ein unverzichtbarer Grenzbegriff ist, der sich aufdrängt, wenn wir letzte Fragen stellen: „Warum gibt es überhaupt ‚etwas’ und nicht vielmehr ‚nichts’?“ Der Astrophysiker Stephen Hawking antwortete einmal darauf: „Wenn Sie wollen, können Sie Gott als die Antwort auf diese Frage definieren.” Aber auch die Theologie muss immer wieder ihr oft naives Reden von Gott überwinden, denn: „Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht“ (D. Bonhoeffer). Wissen und Glaube sind also auch heute keine scharf voneinander abgrenzbaren Bereiche.
21.00 Uhr: Michael Krieger „Vom einzelnen Rechner zum Computing Grid. Rechenleistung aus der Netzwerkwolke“
Bereits in den 1960er-Jahren prägten Computerwissenschafter die Vision von der gemeinsamen Nutzung von Rechenleistung – ähnlich wie bei Telefon und Strom – auch über weite Entfernungen hinweg. Das Internet und das World Wide Web waren die ersten Schritte zur weltweiten Vernetzung und gemeinsamen Nutzung von Rechnern. Besonders aber in den letzten Jahren wurde mit der Entwicklung und dem Aufbau von sogenannten Computing Grids die gemeinsame Nutzung von Computerressourcen für Berechnungen und zur Datenspeicherung ermöglicht. Erst durch die gemeinsame Nutzung der Ressourcen in Computing Grids können heute Experimente durchgeführt werden, die noch vor Kurzem undenkbar waren. Die Analyse von Teilchenkollisionen und Molekülen, Blutflusssimulationen, Wettersimulationen, die Erstellung von 3-D-Modellen der Milchstraße und sogar die Suche nach außerirdischem Leben erfolgt mithilfe von Grid Computing verteilt auf Computern in Firmen, Universitäten und auch privaten Haushalten auf der ganzen Welt.
22.00 Uhr: Sabine Seymour „Fashionable Technology – Die Verknüpfung von Design, Mode, Technologie und Wissenschaft“
Fashionable Technology – hinter diesem Begriff verbirgt sich Bekleidung als interaktives Medium. Das Kleidungsstück wird damit für die TrägerInnen zum interaktiven, mit Sensoren, Mobiltelefonen und anderen Datenquellen ausgestatteten Medium.
23.00 Uhr: Peter Becker „Dem Täter auf der Spur. Biometrische Identitätsermittlung gestern und heute“
Biometrische Systeme zur Feststellung der Identität erfordern einen erheblichen technischen und organisatorischen Aufwand. Ihre Anwendung blieb daher lange Zeit auf den Kernbereich der kriminalpolizeilichen Ermittlungstätigkeit beschränkt. In Europa erfolgt eine systematische Erweiterung des Einsatzes von biometrischen Methoden durch die Einführung von fälschungssicheren Reisepässen. Bei der Suche nach neuen Identifikations- und Verifizierungstechnologien sind Behörden heute nicht mehr allein. Die Entwicklung und Vermarktung der entsprechenden Verfahren ist zu einem guten Geschäft geworden – zu einem Geschäft mit einem erheblichen Wachstumspotenzial. Im Jahr 1999 wurden etwa 100 Mio. Dollar umgesetzt, davon 60 % in den USA. Die Organisation der Biometrieanbieter IBIA (International Biometric Industry Association) rechnet mit einem USA-Markt von 1 bis 2,5 Mrd. Dollar. Ein historischer Blick auf die Biometrie ist aus zwei Gründen spannend. Erstens vermittelt er neue Einsichten in die Notwendigkeit der politischen Kritik. Die Machbarkeitsfantasien von Technokraten mussten auch im frühen 20. Jahrhundert von zivilgesellschaftlichen Akteuren kritisch hinterfragt werden. Zweitens eröffnet er interessante Erkenntnisse über notwendige Anpassungen von Behörden an neue Technologien.
Nähere Informationen zur Langen Nacht der Forschung im Kepler Salon finden Sie unter www.kepler-salon.at/de/Veranstaltungen/Lange-Nacht-der-Forschung-im-Kepler-Salon