Bilanz EXTRA EUROPA
Presseinformation
Montag, 04. Mai 2009
Seit 19. März 2009 waren Norwegen, Schweiz und die Türkei mit knapp 60 Projekten bzw. 110 Veranstaltungen an über 30 Spielorten in Linz zu Gast.
Im Mittelpunkt des Projektes EXTRA EUROPA stand die „Europa-Frage“: Wer ist Europa?, Was ist Europa?, Gibt es eine „europäische Identität und Kultur“? Dafür wurden drei Nicht-EU-Staaten „über die Hintertür“ ins Scheinwerferlicht gerückt: Norwegen, die Türkei und die Schweiz. Diese ebenso einmalige wie ungewöhnliche Länderkonstellation ermöglichte neue Perspektiven auf Europa sowie auf die drei Nicht-EU-Länder: EXTRA EUROPA bot diesen mehrere Wochen lang eine Bühne, um sich sowohl politisch als auch kulturell und künstlerisch in Linz zu präsentieren.
Rund 16.000 BesucherInnen konnten bei EXTRA EUROPA-Veranstaltungen gezählt werden, zu denen rund 330 KünstlerInnnen und Kulturschaffende aus den drei Ländern nach Linz gereist waren.
Die wichtigsten Projektpartner und Fördergeber waren die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und Istanbul 2010, mit denen in enger Zusammenarbeit das Projekt EXTRA EUROPA zwei Jahre lang programmiert wurde. Vor allem die Schweizer Kooperation mit Pro Helvetia zielte von Beginn an darauf ab, sich nachhaltig, über das Jahr 2009 hinaus, mit Linzer Institutionen und Veranstaltern zu vernetzen sowie Kontakte aufzubauen. Dazu gehörten namhafte Institutionen wie beispielsweise das OK Offenes Kulturhaus Oberösterreich, das afo architekturforum oberösterreich, das Brucknerhaus, der Posthof, das AEC Ars Electronica Center, das StifterHaus, der Wissensturm oder das Crossing Europe Filmfestival. Als Resultat werden im Herbst einige der Schweizer Produktionen, u. a. DAS SCHIFF und EIN PLATZ FÜR DEN KÖNIG auch als „Rückspiele“ in der Schweiz gezeigt werden. Für das Türkei-Programm standen von Beginn an der Austausch und der Brückenschlag zwischen zwei Kulturhauptstädten im Mittelpunkt. Diese Achse wird auch im Istanbuler Kulturhauptstadtjahr 2010 weitergeführt werden, u. a. mit einer Ausstellung der Linzer Kunst-Uni StudentInnen an der Yildiz-Universität im Rahmen des EXTRA EUROPA-Projektes „InspiringStanbul“.
Den Auftakt zu EXTRA EUROPA bildete ein hochkarätig besetztes zweitägiges Symposium im Linzer Wissensturm, das von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer und dem Schweizer Kulturminister Pascal Couchepin eröffnet wurde. Ziel des Symposiums war es, sich „Europa“ aus einer ungewohnten Perspektive, aus der Sicht der drei Nicht-EU-Staaten Norwegen, Schweiz und die Türkei, zu nähern. Die Frage, ob es eine europäische Identität und Kultur gibt und wie „europäisch“ sich diese drei Nicht-EU-Staaten fühlen, aus welchen Gründen sie nicht Mitglieder in der EU sind und wie ihr Verhältnis zur EU ist, standen dabei im Mittelpunkt. 30 ExpertInnen aus Norwegen, Schweiz und der Türkei diskutierten gemeinsam mit ExpertInnen aus dem EU-Land Österreich in mehrere Panels zu Themen wie Außen- und Sicherheitspolitik, Wirtschaft, Kunst und Kultur, Erwartungen an die EU und Zukunftsperspektiven der EU im Jahre 2020. Moderiert wurden die Panels jeweils von namhaften JournalistInnen österreichischer Medien.
Parallel zum Symposium hielten 70 SchülerInnen aus den EXTRA EUROPA-Ländern sowie Frankreich, Tschechien und Österreich ein sogenanntes „European Youth Parliament“ ab. Fünf Tage lang diskutierten sie in Kleingruppen dieselben Themen wie im Symposium und waren regelmäßig beim Symposium selbst anwesend, wo sie sich aktiv und interessiert in die Publikumsdiskussionen einbrachten. Parallel dazu fand ein spannendes Kulturprogramm statt, wie etwa die Eröffnungsparty mit drei Bands im Rothen Krebsen, EXTRA EUROPA-DJs beim Frühlingserwachen im Landestheater Linz oder der türkische Starperkussionist Burhan Öcal mit seinem Istanbul Oriental Ensemble in der Hafenhalle09.
Das EXTRA EUROPA Kulturfestival zeigte ein vielschichtiges und abwechslungsreiches Programm aus den verschiedensten Genres: Tanz, Theater, Musik, Literatur, Comic, Bildende Kunst, Performance, Diskussion/Bildung aus den drei Ländern. Ebenso unterschiedlich waren die Formate :
Die drei Koproduktionen DAS SCHIFF von Sgaramusch, EIN PLATZ FÜR DEN KÖNIG der Dalang Puppencompany sowie DOKUMAN von Taldan’s Company konnten realisiert werden. Lokaler Bezug wurde vor allem bei den Stücken PARALLEL sowie bei LA PREMIÈRE FOIS berücksichtigt. PARALLEL der Kompanie 10+ wurde mit österreichischen Migrantinnen inszeniert und kurzerhand auf Einladung in Istanbul aufgeführt. Beim Stück LA PREMIÈRE FOIS des Schweizer Théâtre en Flammes brachten sich Linzer SchauspielerInnen ein.
Im Bereich Musik konnten die ausverkauften Konzerte von Burhan Öcal & Istanbul Oriental Orchestra und Ahmet Özhan & die Tanzenden Derwische in der Hafenhalle09 zu den großen Highlights gezählt werden. Weiters gab es insgesamt sechs Auftritte in Kooperation mit Good Night Stuff, einer Veranstaltungsreihe von Linz09, sowie sechs Mini-Konzerte des norwegischen Komponisten Magnar Åm im Mariendom. Sehr gut besucht waren der Schweiz-Österreich Bandabend sowie der Poetry Slam im Posthof. Darüber hinaus fanden noch zwei Konzerte im Brucknerhaus mit dem Vienna Art Orchestra (VAO), Daniel Schnyder & Bruckner-Uni, drei Konzerte im Rahmen der norwegischen Transborder Cafés, mehrere Beiträge aus den EXTRA EUROPA-Ländern bei der Crossing Europe Nightline und zwei Beiträge im Jazzatelier Ulrichsberg statt.
Weiters gab es Beiträge aus dem Bereich Bildende Kunst, für die mit dem OK Offenes Kulturhaus Oberöstereich, der Kunst-Universität Linz, der Yildiz Universität in Istanbul und dem Kunstverein Paradigma („InspiringStanbul“) zusammengearbeitet wurde.
Drei Abende lang gestaltete das nordnorwegische Kuratorinnenkollektiv „Pikene På Broen“ die sogenannten TRANSBORDER CAFÉS im Mediendeck des OK Offenes Kulturhaus Oberösterreich. Knapp 40 Kulturschaffende, KünstlerInnen, MusikerInnen und WissenschafterInnen aus Norwegen, Finnland und Russland beschäftigten sich eingehend und kreativ mit dem Thema „Grenze“, stellten „Border Crossinge Exercises“ und die erfolgreiche grenzüberschreitende Kulturarbeit in der Barents-Region vor, widmeten einen ganzen Abend der Kultur der „Urbevölkerung Nordeuropas“, den Samen, und beendeten jedes Café mit Musik und einer speziellen Suppe aus der Region.
Auch beim heurigen Crossing Europe-Filmfestival lag der Fokus auf den drei EXTRA EUROPA-Ländern. Ein Drittel der im Rahmen des Festivals gezeigten Filme kamen aus Norwegen, Schweiz und der Türkei. Artist in Residence 2009 war die norwegische Filmkünstlerin Inger Lise Hansen, die auch am Linz09-Projekt „Höhenrausch“ beteiligt sein wird. Das Tribute ging an die beiden frankophonen Schweizer FilmemacherInnen Ursula Meyer und Lionel Baier. Die Türkei war mit dem „Young Turkish Cinema“-Schwerpunkt vertreten. Zwei Abende der Nightline standen mit Gigs aus den drei Ländern ebenso im Zeichen von EXTRA EUROPA. Allein die Veranstaltungen von EXTRA EUROPA beim Crossing Europe Filmfestival wurden von insgesamt 6000 Personen besucht.
Auch im Frühsommer 2009 werden weitere Beiträge von EXTRA EUROPA über die Bühne gehen: Trio Accanto beim Festival 4020, der Schweizer Andres Bosshard und seine Hörstellen/Klangbaustelle, Beiträge aus den Kulturhauptstädten Stavanger 2008 und Istanbul 2010 beim LinzFest09, UmLinzRum, der Schweizer Gotthardtunnel als Schauplatz im Projekt „80+1. Eine Weltreise“ und ein Beitrag von Antoine Chessex beim Projekt CIRCUS.
Zahlen:
Zahl der BesucherInnen gesamt: 16. 000, davon beim Crossing Europe Filmfestival: 6. 000
Mitwirkende bei EXTRA EUROPA gesamt: 576 (KünstlerInnen: 330)