1. Die Ausstellung
Die Ausstellung „Politische Skulptur – Barlach/Kasper/Thorak/Wotruba“, ein Projekt von Linz 2009 und der Landesgalerie Linz, ist Teil der Projektinitiative der Oberösterreichischen Landesmuseen zum Themenfeld Nationalsozialismus und Linz. Die Ausstellung findet parallel zum Großprojekt „Kulturhauptstadt des Führers“ – Kunst und Nationalsozialismus in Linz und Oberösterreich im Linzer Schlossmuseum statt.Das Projekt für Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas entstand in Kooperation mit der Ernst Barlach Stiftung Güstrow und wird von der Fritz Wotruba Privatstiftung in Wien unterstützt. Erstmals werden Arbeiten von Ernst Barlach, Ludwig Kasper, Josef Thorak und Fritz Wotruba gemeinsam in einer Museumsausstellung gezeigt.
Für die konkrete Zusammenführung waren weder biografische noch künstlerische Aspekte ausschlaggebend. Leben und Werk der vier Bildhauer gestalteten sich völlig verschieden. Auch standen die Künstler zu Lebzeiten in keinerlei persönlichem Kontakt zueinander. Abgesehen von Thorak und Wotruba, die beide in Wien geboren wurden und – allerdings ohne Überschneidung – bei Anton Hanak studierten, sind Zeitpunkt und Ort der Geburt
So führt die Feststellung von fehlenden Gemeinsamkeiten zum Hinweis auf das markanteste Unterscheidungsmerkmal zwischen den vier Künstlern – und genau dies wurde zum kuratorischen Ausgangspunkt des Projektes „Politische Skulptur“ gewählt: Leben und Werk von Barlach, Kasper, Thorak und Wotruba müssen differenziert und völlig unterschiedlich zum „Gesamtphänomen Nationalsozialismus“ behandelt werden.
Ernst Barlach (*1870) erlebte als ältester der vier Bildhauer in den letzten Jahren vor seinem Tod 1938 sämtliche Depressionen der nationalsozialistischen Kulturpolitik. Völlig konträr zum Schicksal Barlachs avancierte Josef Thorak (*1889) zeitgleich zu einer Zentralgestalt der nationalsozialistischen Propaganda. Ludwig Kasper (*1893) erlebte mit seinem bildhauerischen Werk sowohl Anerkennung wie auch Ablehnung. Fritz Wotruba (*1907) verbrachte die Jahre des Zweiten Weltkrieges im Exil in der Schweiz.
So unterschiedlich sich Leben und Werk der vier Bildhauer in ihrem Verhältnis zum Nationalsozialismus erweisen, so repräsentativ ist die Summe ihrer Weltanschauungen, Haltungen und Schicksale für ein breites Spektrum an möglichen Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen Kunst und Politik. Dieses Gesamtbild durch die Bearbeitung der vier Bildhauer freizulegen, ist das erste Hauptanliegen der Ausstellung „Politische Skulptur“.
Das zweite Anliegen zielt mit der Analyse der jeweiligen Rezeptionsgeschichte nach 1945 auf die Voraussetzungen für den heutigen Umgang mit den einzelnen Werken ab. Die Ausstellung in der Landesgalerie Linz interessiert sich dabei vor allem für die Frage, wie das einzelne Werk bislang in den unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Kontexten nach dem Zweiten Weltkrieg funktionierte.
Die Ausstellung „Politische Skulptur“ gliedert sich in drei Abschnitte:
Der erste liefert in insgesamt vier Ausstellungsräumen jeweils eine konzentrierte Einführung in die Arbeit der Bildhauer. Durch die Zusammenarbeit mit der Ernst Barlach Stiftung Güstrow und der Fritz Wotruba Privatstiftung sowie durch Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen können wichtige Originale der vier Bildhauer gezeigt werden.
Der zweite Abschnitt widmet sich den vier Biografien.
Der dritte bearbeitet konkrete Schnittstellen zwischen den Künstlern und informiert schließlich auch über Institutionen und Einrichtungen, in denen die Bildhauer heute kontextualisiert werden.
Der Ausstellungstitel „Politische Skulptur“ vermittelt einerseits die Bedeutung, die verschiedene Formen der Politik für das Leben und Werk der vier Bildhauer besaßen. Er betont andererseits die Haltung, dass für eine bestimmte Generation von Künstlerinnen und Künstlern des 20. Jahrhunderts Kunst und Politik in besonderer Weise miteinander verknüpft waren.
Vor allem im Umgang mit der Position Josef Thoraks verdeutlicht der Titel, dass bestimmte Werke nicht nur vom Nationalsozialismus instrumentalisiert werden konnten, sondern auch selbst Politik waren.
Leihgeber:
Albertina Wien
Deutsches Historisches Museum Berlin
Ernst Barlach Stiftung Güstrow
Fritz Wotruba Privatstiftung Wien
Landesarchiv Salzburg
Museum der Moderne Salzburg
Museumsverein Langenzersdorf
Römische Union des Ordens der Hl. Ursula, Wien
Wohnstift Rathsberg Erlangen